Privatfernsehen

Privatfernsehen
Pri|vat|fern|se|hen 〈[ -va:t-] n.; -s; unz.〉 privates nichtstaatliches Fernsehen

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Pri|vat|fern|se|hen, das (ugs.):
privatwirtschaftlich organisiertes [durch Werbeeinnahmen finanziertes] Fernsehen.

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Privatfernsehen,
 
privatwirtschaftlich organisiertes Fernsehen, das sich in Deutschland durch Werbeeinnahmen oder Abonnementgebühren (Pay-TV, Premiere) finanziert. Das Privatfernsehen, das 1981 durch das dritte »Fernsehurteil« des Bundesverfassungsgerichts gesetzlich zugelassen wurde, hat sich in der Bundesrepublik Deutschland im Zuge der Kabelpilotprojekte seit 1984 fest etabliert. Die Bundesländer als Träger der Kulturhoheit erließen Landesgesetze und gründeten als Aufsichtsorgane Landesmedienanstalten, die sich aus bis zu 35 ehrenamtlichen Vertretern gesellschaftlich relevanter Gruppen zusammensetzen. Nach dem In-Kraft-Treten des 3. novellierten Rundfunkstaatsvertrags (1. 1. 1997), durch den die bisherigen Beschränkungen hinsichtlich der Gesellschafterstruktur entfallen sind, geht die Tendenz dahin, dass nur ein oder wenige Gesellschafter einen Privatsender kontrollieren, und es gibt Bestrebungen, »Senderfamilien« zu bilden. In Deutschland strahlen rd. 30 überwiegend deutschsprachige TV-Sender bundesweite, zumeist über Kabel oder Satellit zu empfangende Programme aus, darunter nur fünf Vollprogramme (RTL, RTL 2, Sat.1, ProSieben, VOX), alle anderen sind Sparten- und Zielgruppenprogramme für Nachrichten (n-tv, N24, CNN), Wirtschaft (Bloomberg TV), Sport (DSF, Eurosport), Musik (MTV, VH 1, Viva, Viva plus, Onyx), Unterhaltung (Super RTL, Kabel 1, Neun live) und Ausländer (TRT, TV 5, TVE), ferner Einkaufssender (H.O.T., QVC); hinzu kommen die Pay-TV-Programme des Senders Premiere World. »Ballungsraumsender« strahlen u. a. in München, Hamburg, Stuttgart und Berlin lokale und regionale Programme aus (Lokalkommunikation). Mit dem Zuwachs an technischer Reichweite (Lizenzen für terrestrische Frequenzen, zunehmende Verbreitung des Kabel- und Satellitendirektempfangs) und aufgrund struktureller (24-stündige Programmausstrahlung) und programmlicher Offensiven (Dominanz des Unterhaltungsangebots, neue inhaltliche Formen wie Gameshows, tägliche Talkshows, Reality-TV, Actionfilme, Erotikprogramme) gelang es den großen Privatsendern, ihre Marktanteile kontinuierlich zu steigern. - Kritisch bewertet werden von Medienwissenschaftlern und -pädagogen die starke Kommerzialisierung des Privatfernsehens und seine konsequente Anpassung an Zuschauerpräferenzen, die Programmverflachung und Zunahme (bei gleichzeitiger Verharmlosung) von Gewaltdarstellungen, die Veränderung des Zuschauerverhaltens und der Rezeptionssituation (u. a. geringere Aufmerksamkeit durch häufiges »Zapping«, Fragmentarisierung des Publikums aufgrund der großen Anzahl der Programme, Verlust der Integrationsfunktion des Fernsehens).
 
 
Medien-Jb., 3 Bde. (1989 ff.);
 M. Doh: 10 Jahre P. Gesellschaft, Fernsehlandschaft u. Medienpädagogik im Wandel (1994);
 
Jb. der Landesmedienanstalten. Privater Rundfunk in Dtl., hg. v. der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrep. Dtl. (1995 ff.).

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Pri|vat|fern|se|hen, das (ugs.): privatwirtschaftlich organisiertes [durch Werbeeinnahmen finanziertes] Fernsehen: Auf die Einführung des -s, das früher oder später über Kabel laufen dürfte, sind wir bereits vorbereitet (Delius, Siemens-Welt 40).

Universal-Lexikon. 2012.

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